engl. follows
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In meiner sozialen Arbeit mit sogenannten intelligenzgeminderten Menschen, fragte mich eine Teilnehmerin in einem Aufklärungsworkshop ob es normal sei nicht
so viel Lust auf Sex zu haben.
Sie hatte das Gefühl, dass sie irgendwie, ständig Lust auf Sex haben müsse. In ihrem Freundeskreis ist es oft Thema, wer mit wem und wie sexy doch die Person
ist usw. Sie merke aber, dass sie gar keine Lust habe und konnte auch äußern was das für ein Druck ist, nicht mit reden zu können. Ihre Reflexion zu dem Thema hat mich schwer
beeindruckt.
Und ja, dieser Druck herrscht in unserer Gesellschaft wo Sex anscheinend ständig und immer verfügbar ist. Wir bekommen in der Werbung gezeigt was aktuell sexy
sei und wenn du nicht in dieses Schema passt, bist du es halt nicht. Berlin ist auch eine Stadt in dem vieles möglich ist. Die Auswahl möglicher Sexpartner*innen über Tinder, Okcupid und co. ist
höher wie in einem Dorf.
Ich bin froh, dass es s6positive Räume gibt, Beziehungsmodelle hinterfragt werden und sexualität nicht mehr negativ bewertet wird. Aber ja, dass kann auch
Druck machen. Der Gedanke, dass wir alle sexuelle Wesen sind und dies ja ein Grundbedürfnis von Menschen sein muss geht auch in eine völlig falsche Richtung. Wir sind Wesen mit verschiedenen
Bedürfnissen. Ob Sex da unbedingt eine Rolle spielen muss steht auf einem anderen Blatt.
Also ja, es ist völlig ok keine Lust auf Sex zu haben. Ob das phasenweise oder dein Status Quo ist unwichtig. Wichtig ist, dass du damit zufrieden bist. Wenn
du keine Lust auf Sex hast, musst du auch keinen haben. Auch nicht um jemanden einen Gefallen zu tun und selbst das wäre auch ok, wenn es wirklich für dich in Ordnung ist.
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In my social work with so-called intelligently impaired people, a participant in an educational workshop asked me whether it was normal not to have so much
desire for sex.
She had the feeling that she must somehow have a constant desire for sex. In her peer group, it is often a topic of discussion who is with whom and how sexy the person is, etc. However, she
realized that she didn't feel like it at all and was also able to express what kind of pressure it was not to be able to share. I was really impressed by her reflection on the subject.
And yes, this pressure is prevalent in our society where sex seems to be constantly and always available. We are shown in advertising what is currently sexy and if you don't fit this mold, you're
just not. Berlin is also a city where many things are possible. The choice of potential sex partners via Tinder, Okcupid and co. is greater than in a village.
I'm glad that there are sexpositive spaces, relationship models are being questioned and sexuality is no longer viewed negatively. But yes, that can also create pressure. The idea that we are all
sexual beings and that this must be a basic human need is also completely wrong. We are beings with different needs. Whether sex necessarily has to play a role is another matter.
So yes, it's completely okay not to feel like having sex. Whether it's in phases or your status quo is unimportant. The important thing is that you're happy with it. If you don't feel like having sex, you don't have to. Not even to do someone a favor, and even that would be okay if it's really okay for you.
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